Die ganze Welt meditiert, um zu sich selbst zu finden, Ruhe zu finden, die eigene Bestimmung zu finden, vermutlich um etwas zu finden, das die ganze Welt scheinbar verloren hat. Denn wir müssen es verloren haben, denn ansonsten würden wir nicht alle suchen.

Ich bin also als Teil dieser Suchenden diesem Trend gefolgt und habe 365 Tage lang meditiert. In den ersten 184 davon jeden Tag und in den restlichen der 365 Tage gab es in Summe 14 Tage an denen es mir nicht wichtig genug war, dafür früher aufzustehen oder den Tag einsam beim Meditieren zu verbringen statt mit der Familie. Meine Meditation bestand aus kurzem Einstimm-Gesang, einer Reihe an Mantras, abgerundet von vorbereitenden Kriyas (Yogaübungen). Nach diesen ca. 16 Minuten folgte die eigentliche 21-minütige Mediation. Diese bestand aus einer Abfolge aufeinander folgender unterschiedlicher Atemübungen und OHM-Chants.

Was ich damit sagen will, ist, dass ich wirklich viel Zeit und Energie in diese Praxis gesteckt habe. Was hat es nun mit mir gemacht? Dieser Einsatz muss doch Wunder bewirkt haben. Gleich vorweg, ich habe es weder geschafft asketisch allem Alkohol- und Süßigkeiten-Konsum zu entsagen, noch habe ich meine Berufung oder gar eine Erleuchtung gefunden. Was es aber gemacht hat, war, dass meine Gedanken von einer sehr weiten Reise in die Vergangenheit oder Zukunft, nun nur noch in die unmittelbar anstehende Zukunft springen. Und das auch nur wenn der Tag ein Arbeitstag ist und die Kids versorgt werden müssen. An Wochenenden herrscht auch tatsächlich etwas Ruhe in meinem Kopf. Das ist wunderbar. Hilft es mir Dinge klarer und gelassener zu sehen? Das kann ich leider nicht mit Bestimmtheit sagen, denn ich habe in diesem Jahr auch mit den 5 Tibetern angefangen, eine Psychosomatische Therapie gehabt und viele Bücher über das Menschsein und wie man es besser machen könnte gelesen.

Was steckt nun also hinter der Meditation? Für mich war es die Bereitschaft für mich selbst früher aufzustehen und mir die Möglichkeit zu geben, dieses Mittel auszuprobieren. Es war also ein Geschenk an mich. Nun bin ich entspannter, aber nicht ausgeglichen, ich bin präsenter, aber nicht erleuchtet, ich bin etwas disziplinierter, aber weit weg von asketisch. Würde ich nun also wie alle anderen sagen, dass man unbedingt meditieren muss? Nein, soweit würde ich nicht gehen. Ich glaube es wäre besser, wenn man sich etwas sucht, für das man sich selbst die Zeit genehmigt. Das kann Stricken, Lesen, Malen oder sonst was sein, einfach etwas das man nur für sich macht. Aber auch nur dann, wenn man keine kleinen Kinder mehr hat. Denn wie ich schon immer zu sagen pflege. So lange die Kinder klein sind, heißt es erstmal diese Phase zu überleben. Danach kann man immer noch seine Insel der Glückseligkeit suchen