Fast wäre es mir im Alltag verloren gegangen, aber meine Notizen an mich haben mich daran erinnert, dass ich noch letzten Teil meiner Reise mit Abby ausgelassen habe. Abby und ich waren in Aarhus in Dänemark. Nach einem sehr stylischen gepflegten Amsterdam kam ich gegen 19 Uhr in Aarhus an und wäre nach den ersten sehr enttäuschenden Eindrücken:

  • 70er Jahre Betonschick
  • So viele Raucher
  • dicke ungepflegte Menschen, die aus Bequemlichkeit in Sportkleidung laufen und nicht weil sie die Kleidung zum Sporteln nutzen wollen.

Wäre ich dann auch fast verhungert. Denn gefühlt haben alle Lokale ihre Gehsteige hochgeklappt und es wurde kein Essen mehr serviert. Ich weiß nicht, ob es Corona geschuldet war oder ob es da so immer ist. Aber ich war dann doch etwas erleichtert eine Kneipe zu finden, in der ich einen dann doch überraschend leckeren Burger serviert bekam.

Ich wollte am ersten Abend also nur noch weg und fragte mich, wie ich diese Stadt als den Ort aussuchen konnte an dem ich meinen Geburtstag feiern sollte. Aber davonlaufen ist nicht. So ticke ich nicht. Ich habe mit mir lieben Menschen telefoniert, die mich bedauert und mir zur Abreise geraten haben oder zumindest zum Fokus auf das Gute. Da hatte ich die Erkenntnis, dass ich viele Menschen in meinem Leben habe und gar nicht alleine bin. Also habe ich auf diese tollen Menschen gehört und letzteres gemacht. Ich bin am nächsten Tag erstmal raus aus der Stadt zur Ostsee gelaufen, zur endlosen Brücke. Mir jedem Schritt, der mich weiter raus führte beruhigte ich mich und konnte frei aufatmen. Mich begleiteten Schmetterlinge und Möwen, statt der gestressten Menschen und ich konnte mein Innerstes wieder für die Schönen Dinge der Stadt öffnen. In dieser Stimmung begab ich mich dann am frühen Nachmittag zurück in die Stadt und besichtigte seit Ewigkeiten das erste Mal wieder ein Museum.

Diese Reise diente ein wenig dazu mir selbst wieder näher zu kommen. Da Dinge, die man besonders bemerkt meistens die eigenen Baustellen bilden, konnte ich in Aarhus viel über mich lernen. Dank des Museums habe ich gemerkt, dass mein Thema meine Heimatlosigkeit zu sein scheint. Denn die aktuelle Ausstellung befasste sich genau mit dem Thema und ich habe Rotz und Wasser geheult bei einigen Exponaten, da sie mich so tief im Innersten berührten.

Die Stadt selber warf auch viele grundlegende Fragen auf, z. B. Warum habe ich solche Probleme mit Schmutz? Warum fühle ich mich immer und überall so fremd und nicht zugehörig? Warum fühle ich mich unsichtbar, bis mich dann doch jemand bemerkt, um mich dann doch bald wieder zu vergessen? Ich weiß, dass es Fragen und keine Antworten sind, aber es waren Punkte, die Raum einnehmen durften und die in den vielen Spaziergängen und Erkundungstouren durch die Stadt meine entspannten Begleiter waren. Und was ist aus meinem Geburtstag geworden? Es war ein rauschendes Fest für mich allein mit mir alleine. Ich habe Menschen beim Surfen zugeschaut, mit der Sonne geflirtet. Ich war Shoppen und habe zur Erholung einen Kaffee und Geburtstagstörtchen in einem Kaffee genossen, um anschließend bei Regen auf einer Rooftop-Bar einen Cocktail zu schlürfen und alleine zur Musik zu tanzen. Und als krönenden Abschluss habe ich, als ich an einem Schild das Werbung für ein 4 Gänge Menü machte vorbei ging, spontan beschlossen, dass ich damit meinen Tag ausklingen lassen will. Ich habe sogar das Weinpaket on top gepackt. Ich habe noch nie so viel Geld für mich an einem Tag, ach was nicht mal in einem Monat ausgegeben, wie an diesem Geburtstag und es füllte sich himmlisch an. Das Essen war ein Traum und Aarhus war gut zu mir. Denn die Menschen und ich wurden dann doch warm miteinander, aber dann war es auch schon an der Zeit nach Hause zu meinen Kindern zu fahren.