Nach unserem zweiten Kind hätten mein Mann und ich uns bestimmt scheiden lassen müssen, wenn in unser Leben nicht per Zufall ein Au-Pair getreten wäre. Ich habe zu der Zeit 30h/Woche in Teilzeit gearbeitet und war wie ein Zirkusartist, der versucht alle Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten. Ich hetzte morgens zur Arbeit, um meine Stunden voll zu kriegen, verpasste am späten Nachmittag wichtige Termine, da ich da die Kinder abholen musste und war eh nur dabei die letzte Stunde in der Arbeit immer wieder die Stauentwicklung per App zu beobachten, um abzuschätzen, wie lange ich noch bleiben kann, bevor ich los muss, um noch rechtzeitig die Kinder abzuholen. Dann musste ich mit den Kindern den Wocheneinkauf erledigen oder standen Kinderturnen, Schwimmkurs oder sonstiges auf dem Programm. Ich weiß noch wie heute, als meine kleine Schwester bei strahlendem Sonnenschein ganz beiläufig fragte: „Ihr braucht nicht zufällig ein Au-Pair? Mein Ehemaliges Au-Pair Kind sucht eine Gastfamilie und Du weißt ja, wie wenig Platz wir haben“. Ich habe geistig das gleich als Unfug abgetan und als etwas, das mein Mann eh nie in Betracht ziehen würde. Aber als ich es abends angesprochen habe und erwähnte, dass ich die kleine kenne, seit sie 5 Jahre alt war, war mein Mann spontan Feuer und Flamme. So kam es, dass unser erste Au-Pair vor etwas mehr als drei Jahren zu uns kam. Sie war Amerikanerin und so schusselig, dass sie im fahren mit dem Fahrrad umfiel. Aber das haben wir Gott sei Dank erst ganz am Ende ihres Jahres mitbekommen. In ihren 11 Monaten bei uns hatten wir nicht das Gefühl, dass unsere Kinder unter der Situation leiden würde. Wir hatten eher das Gefühl, dass sie ihre neue große Schwester mochten und ich war auch viel entspannter als Mutter. Meine Abende endeten nicht mehr mit einem Streit mit meiner Tochter, sondern mit kuscheliger Familienzeit. Unsere folgenden Au-Pairs kamen aus Österreich, USA und Ungarn. Wir haben sie über die Webseite aupairworld.com gefunden. Unser erstes Au-Pair hatte uns die Seite empfohlen, da sie einige andere Au-Pairs kennen gelernt hatte, die alle über diese Webseite ihre Gastfamilien gefunden hatten. Auf der Seite stehen auch alle Tipps um das Thema Au-Pair. Wir nehmen stets den von der Web-Seite angebotenen Standardvertrag und um weniger Aufwand zu haben filtern wir bei der Suche nach einem Au-Pair nur nach Ländern mit denen es eine Vereinbarung gibt, dass die Au-Pairs keine Visa brauchen. Zu dem Taschengeld von ein paar Hundert Euro im Monat kommen noch Deutschkursgebühren und eine Krankenversicherung und Haftpflichtversicherung (zusammen so ca. 50€ im Monat) dazu. Man bekommt also super viel Flexibilität für wenig Geld. Unsere Suche nach einem Au-Pair hat nie länger als einen Monat gedauert. Diese Zwischenzeit, zwischen zwei Au-Pairs ist zwar etwas aufwändig, da man ja ein Profil anlegen, Au-Pair Profile sichten und Interviews per Skype oder WhatsApp führen muss, aber dieser kurze Mehraufwand lohnt sich.

Unsere 4 Au-Pairs waren alle zwischen 19 und 20 Jahren alt. Es waren also junge Frauen, die viel von Europa sehen wollten und schnell Anschluss gefunden haben. Wir merken also nicht so oft, dass sie mit bei uns Wohnen. Ja, das Haushaltschaos ist etwas größer als ohne, aber dafür habe ich eine Putzfrau.

Ich bin dem Zufall, der mir diesen Luxus ins Leben gebracht hat mehr als Dankbar. So konnte ich, trotz Job und Kinder, Zeit für mich finden und auch mal ein paar Jonglierbälle abgeben.