Im ersten Beitrag habe ich erzählt, dass ich mir zwei Mal die Woche Zeit für Sport gönne und auch noch mit Freundinnen ausgehe. Bei diesem Punkt könnte ich bei manch einer von Euch den Unmut auf mich gezogen haben. Entweder ist das ein „Wozu ist die überhaupt Mutter geworden.“ Oder „Die hat ja einen tollen Mann, der ihr das ermöglich.“
Zum zweiten Punkt möchte ich sagen, wie mein Mann ist spielt hierbei keine Rolle. Um mir diese Freiheit zu nehmen, habe ich ein Au-Pair. Sie ist meine „Ehefrau“, die mir abends den Rücken freihält, weil sie die Kinder mit Abendessen versorgt und mit ihnen spielt. Ich kann also entspannt zwischen 17 und 19 Uhr Feierabend machen, je nach Arbeitspensum im Büro und weiß, dass die Kinder versorgt sind. Der Sport und die Mädelsabende habe ich eingeführt nachdem mein Papa gestorben ist und mein Schwiegervater seine Frau nach 35 Jahren Ehe verlassen hat und beide Frauen ganz alleine dastanden. Es gab kein Netzwerk, dass sie aufgefangen hat. Ihre Kinder waren alle erwachsen mit Kleinstkindern und somit waren sie sehr mit ihren eigenen „Problemen“ und Verlusten beschäftigt. Freundinnen hatten beide Frauen nicht, da sie nur für die Ehe und Familie da waren. Da habe ich mir geschworen, dass mir das nicht passieren wird und ich für meine Gesundheit Sport mache und für mein soziales Netzwerk Freundschaften aktiver pflege. Und hier komme ich zu den Lamentierern des ersten Punkts. Nimmt das meinen Kindern etwas Zeit mit mir weg? Ja. Aber sie lernen, dass es wichtig ist, etwas für die eigene Gesundheit zu tun, sowohl physisch, als auch sozial und dass es nicht bedeutet, dass man die Familie für nicht wichtig hält, nur weil man auch ein eigenes Leben hat. Ich erkläre das meinen Kindern damit, dass sie ja auch Freunde haben mit denen sie sich zu Spielen treffen und bei Mama ist es nichts anderes. Das verstehen sie und finden es gut.
Und nein, es ist auch hier nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Ein 19 jähriges Au-Pair, dass bei uns wohnt ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Man muss jemand finden, dem man seine Kinder anvertraut. Außerdem wohnt sie bei uns, also ist der Haushalt nicht immer so, wie man ihn gern hätte. Man kann nicht einfach nackt durch die Wohnung laufen und offen mit meinem Mann streiten fällt mir auch schwerer. Aber die Vorteile überwiegen die Nachteile.
Außerdem war es ein langer harter Umstellungsprozess, sich Freiheiten zu nehmen. Ich hadere noch heute ab und an mit meinem schlechten Gewissen, wenn ich plane auszugehen. Aber ich merke, dass es mich belebt und das wirkt sich auf mich als Person und damit auch als Mutter positiv aus. Den Sport verbinde ich mit Qualitytime mit meiner Schwester. Wenn wir Sonntagmorgen gemeinsam joggen gehen, dann sind unsere Familien noch nicht wirklich wach und wir können uns über unsere Woche austauschen. Und anschließend gibt es jeweils mit der eigenen Familie ein gemeinsames Frühstück. Verpasse ich damit einen Tag Ausschlafen? Ja, aber das ist es mir wert. Ich weiß, dass das auch noch etwas blankpoliert klingt. Aber ich will die Beiträge nicht zu lang gestalten und komme auf die einzelnen Punkte zurück. Versprochen.